In Rio de Janeiro werden mit Unterstützung durch die Forschung an der Universität Heidelberg digitale Techniken eingesetzt, um die Verteilung von Mücken besser zu verstehen und somit die Interventionen gegen Dengue besser zu koordinieren. In unserem Newsletter Artikel vom Februar, “Dengue-Kontrolle in Rio de Janeiro: Ein Blick hinter die Kulissen“, habe wir diese Techniken genauer beschrieben. Diesen Monat möchten wir euch zeigen, wie die Forschung an der Universität Heidelberg nun einen Schritt weitergehen soll, um die Mückenüberwachung und Dengueinterventionsplanung zukünftig noch intelligenter zu gestalten.
Was ist der aktuelle Stand der Dengueinterventionsplanung?
Aktuell werden in Rio kleine Mückenfallen – das sind kleine Plastikbehälter, die mit Wasser gefüllt sind – an vielen Orten in der Stadt aufgestellt. Einmal im Monat werden diese Fallen eingesammelt, um zu zählen, wie viele Mückenlarven und -eier sich an diesen Orten befinden. Dies dient der Überwachung des Mückenaufkommens und somit der Interventionsplanung. Durch unsere Forschung können diese lokalen Messwerte der Fallen in flächendeckende Mückenverbreitungskarten überführt werden. Eine bisherige Begrenzung des aktuellen Vorgehens, ist jedoch die geringe zeitliche Auflösung der Karten, welche durch die hohen Kosten der manuellen Mückenfallenauslese bedingt ist.
Wie könnte man diesen Prozess verbessern?
In der Zukunft wollen wir intelligente Mückenfallen entwickeln, die kontinuierlich das Mückenaufkommen überwachen. Wie kann dies funktionieren? Die intelligenten Mückenfallen sollen mit einem Mikrofon ausgestattet werden und eine clevere Software, die automatisiert vorbeifliegende Mücken zählen kann. Mithilfe spezieller Programme – sogenannten neuronalen Netzen – wird das Summen der Mücken erkannt. Dabei können sogar verschiedene Mückenarten unterschieden werden, denn jede Art hat ihren eigenen, besonderen Flügelschlag. Diese intelligenten Mückenfallen sind zwar in der Anschaffung etwas teurer, aber sollen auf lange Sicht Kosten sparen, da sie die manuelle Auslesearbeit überflüssig machen und schnellere Reaktionen auf einen Anstieg der Dengue Infektionszahlen ermöglichen.
Der übergeordnete Forschungsbereich nennt sich Bioakustik. Der Forschungsbereich beschäftigt sich nicht nur mit Mücken, sondern auch mit den Geräuschen vieler anderer Tiere. Ich befinde mich gerade in Kapstadt, Südafrika, am „African Institute for Mathematical Sciences“ und arbeitet dort mit Geräuschen von bedrohten Affenarten, wie den Hainan-Gibbons, oder aber auch Walgesängen. Mittels Tonaufzeichnungen erfasst er die Lebensräume dieser Arten, um sie effektiver zu schützen. Die gelernte Methodik aus der Bioakustik soll später dazu beitragen, in Rio intelligente Mosquitofallen zu entwickeln.
Helden gegen Dengue bauen eigene Fallen:
Um die wissenschaftliche Arbeit mit Mückenfallen selbst ausprobieren zu können, ermuntern wir unsere Helden gegen Dengue, eigene, einfache Fallen aus PET Flaschen zu bauen und das Vorkommen der Mücken in ihrem zu Hause auszuwerten. Mit ihrem im Projekt gelernten Wissen können Sie Ursachen für ein hohes Mückenaufkommen identifizieren und möglicherweise dagegen vorgehen.
von Steffen Knoblauch

