Dengue-Fieber ist eine ernsthafte Herausforderung für viele tropische Städte, darunter auch Rio de Janeiro. Doch die Stadt setzt mit innovativen Ansätzen und moderner Technologie alles daran, diese Bedrohung effektiv zu bekämpfen. Ein wichtiger Bestandteil dieser Bemühungen ist das Operation Center, das 2010 von der Stadtverwaltung eingerichtet wurde. Ursprünglich konzipiert, um jegliche Art von Katastrophen – von Überschwemmungen bis hin zu Epidemien – zu überwachen, spielt es heute eine zentrale Rolle bei der Kontrolle von Dengue-Ausbrüchen.
Wie funktioniert das Operation Center?
Das Zentrum sammelt und analysiert kontinuierlich Daten aus verschiedenen Quellen. Dazu gehören monatliche Messwerte aus Moskitofallen, die in der ganzen Stadt verteilt sind, sowie die aktuellen Zahlen gemeldeter Dengue-Fälle. Diese Informationen werden in Form von detaillierten Karten aufbereitet. Dank dieser Karten können Behörden gezielte Interventionen durchführen, beispielsweise Insektizid-Sprühaktionen oder die Beseitigung von Brutstätten in besonders betroffenen Stadtteilen.
Innovation durch Forschung: Der Einsatz von Wolbachia-Mücken
Neben den Kontrollmaßnahmen arbeitet Rio de Janeiro auch an innovativen und nachhaltigen Lösungen, um die Übertragung von Dengue langfristig einzudämmen. Das renommierte Forschungsinstitut Fiocruz steht hier an vorderster Front. Eine ihrer bahnbrechenden Strategien ist der Einsatz von Mücken, die mit dem Bakterium Wolbachia infiziert sind.
Wie kann das Bakterium Wolbachia vor Dengue schützen?
Wolbachia ist ein natürlich vorkommendes Bakterium, das in vielen Insektenarten lebt, aber für Menschen völlig ungefährlich ist. Wird es in Aedes aegypti-Mücken – den Hauptüberträgern von Dengue – eingeführt, blockiert es deren Fähigkeit, das Virus zu übertragen. Die Mücken selbst bleiben gesund, können jedoch kein Dengue mehr verbreiten. Diese Wolbachia-infizierten Mücken werden in sogenannten „Hotspots“ der Stadt freigelassen, wo sie sich mit der lokalen Population paaren. Über die Zeit ersetzt die Wolbachia-Population die ursprünglichen Mücken – eine langfristige und umweltfreundliche Lösung.
Weiterführende Forschung an Insektiziden
Fiocruz forscht zudem an der Wirksamkeit und möglichen Resistenzen gegen die Insektizide, die in Rio de Janeiro eingesetzt werden. Ziel ist es, sicherzustellen, dass die eingesetzten Mittel weiterhin effektiv sind und gleichzeitig die Umweltbelastung so gering wie möglich bleibt.
Dringlichkeit der Bekämpfung von Dengue
Laut WHO verzeichnete Brasilien im Jahr 2024 die weltweit höchste Zahl an Dengue-Fällen: Dort wurden bereits 6,3 Millionen Verdachtsfälle und 3 Millionen bestätigte Fälle registriert. Damit entfallen 82 % der 7,6 Millionen weltweiten Dengue-Fälle auf Brasilien. Auch an unseren Projektstandorten in Maricá und São Paulo gab es 2024 große Dengue Epidemien mit fatalen Folgen. Daher ist es nach wie vor von äußerster Dringlichkeit, der Ausbreitung der Mücken mit allen möglichen Maßnahmen entgegenzuwirken. Die Bekämpfung von Dengue erfordert ein Zusammenspiel aus innovativer Wissenschaft und Aufklärung der Bevölkerung. Hier unterstützen unsere Helden gegen Dengue in den Regionen, in denen die Menschen und insbesondere die Kinder aufgrund des Bildungsgrades und erschwertem Zugang zu Informationen, eines schlechten Abwasser- oder Müllsystem sowie eines eingeschränkten Zugangs zu ärztlicher Versorgung besonders gefährdet sein können.
von Steffen Knoblauch, 12/2024

