Ein Hoffnungsschimmer für Millionen in betroffenen Regionen – aber es bleibt viel zu tun.
Dengue – eine Krankheit, die jährlich hunderte Millionen Menschen infiziert und schwere Krankheitsverläufe verursachen kann – hat bisher keinen verlässlichen Impfstoff gehabt, der weltweit breit einsetzbar ist. Doch das könnte sich nun ändern: Ein neuer Impfstoff – Qdenga® (TAK-003) – entfacht Hoffnung auf einen Wendepunkt im Kampf gegen die Infektionskrankheit, die sich rasant in tropischen und subtropischen Regionen ausbreitet. Besonders in Ländern mit regelmäßig wiederkehrenden Ausbrüchen kann dieser Durchbruch Leben retten.
Warum ist dieser Impfstoff so wichtig?
Dengue wird durch die Aedes aegypti-Mücke übertragen – dieselbe Art, die auch Zika, Chikungunya und Gelbfieber verbreitet. Doch im Gegensatz zu Gelbfieber, für das es seit Jahrzehnten einen wirksamen Impfstoff gibt, war die Entwicklung eines solchen Schutzes gegen Dengue äußerst kompliziert.
Der Grund: Dengue gibt es in vier verschiedenen Varianten (Serotypen). Wer einmal infiziert war, ist gegen genau diesen Typ immun – doch bei einer zweiten Infektion mit einem anderen Typ kann es sogar zu schwereren Verläufen kommen. Ein Impfstoff muss also gegen alle vier Varianten gleichzeitig wirken – das war eine enorme Herausforderung für die Forschung.
Licht und Schatten: Was kann der neue Impfstoff – und was noch nicht?
Der neue Impfstoff – der in mehreren Ländern nun zugelassen wurde – zeigt, dass ein gleichmäßiger Schutz gegen alle Dengue-Typen möglich ist. Studien deuten darauf hin, dass das Risiko schwerer Verläufe und Krankenhausaufenthalte deutlich gesenkt werden kann. Besonders Kinder, ältere Menschen und schwangere Frauen, die häufig die schwersten Krankheitsverläufe erleiden, könnten davon profitieren.
In der Regel gilt der Satz: Je mehr Menschen geimpft sind, desto schwerer hat es das Virus, sich auszubreiten. Allerdings wird der Impfstoff vom deutschen Robert Koch Institut (RKI), Stand 17.3.2025, derzeit nur für Personen empfohlen, die bereits eine Dengue-Infektion durchgemacht haben. Hintergrund ist, dass bei Menschen ohne vorherige Infektion das Risiko schwerer Verläufe nach der Impfung steigen kann.
Doch es bleiben auch weitere Lücken:
- Die Wirksamkeit ist nicht bei allen Altersgruppen gleich hoch.
- Mehrere Dosen über Monate hinweg sind nötig.
- Der Zugang in ärmeren Ländern ist noch nicht flächendeckend geregelt.
Warum gibt es für Gelbfieber schon lange einen wirksamen Schutz?
Der Vergleich zum Gelbfieber macht deutlich, wie unterschiedlich Infektionskrankheiten sein können, obwohl sie durch dieselbe Mücke übertragen werden. Gelbfieber hat nur einen Virus-Typ, was die Entwicklung eines Impfstoffs erheblich vereinfacht hat. Beim Dengue-Virus hingegen musste eine “Vier-in-eins”-Lösung gefunden werden – ein Balanceakt, der Jahrzehnte dauerte.
Schützen – Impfen – Aufklären
Wer in einer Dengue-gefährdeten Region lebt oder dorthin reist, sollte sich informieren und ärztlichen Rat zur Impfung einholen.
Der neue Impfstoff ist ein wichtiger Fortschritt, doch er allein wird Dengue nicht besiegen. Neben medizinischem Schutz bleibt Aufklärung entscheidend. In unserem Projekt Heróis contra Dengue (Helden gegen Dengue) werden Kinder und Jugendliche mittels eines tutoriell begleiteten Lernprogrammes selbst zu kleinen Expertinnen und Experten ausgebildet. Sie tragen ihr kollaborativ erarbeitetes Wissen in ihre Familien und betreiben intensive Aufklärungsarbeit in ihrer Nachbarschaft. So motivieren sie die Bevölkerung, aktiv zur Eindämmung der Mückenverbreitung beizutragen. Damit leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zur Prävention. Mit diesem Zusammenspiel von Schutzmaßnahmen, Impfungen und lokaler Aufklärungsarbeit können wir Schritt für Schritt erreichen, was bei Gelbfieber bereits gelungen ist: eine Krankheit, die Millionen von Menschen bedroht, unter Kontrolle zu bringen.
Von Steffen Knoblauch

